Zitat:
In eben diesen Hirnregionen können
beim Syndrom der mesialen Temporallappenepilepsie
(mTLE) strukturelle und funktionelle Auffälligkeiten beobachtet
werden. Ein erhöhtes Risiko für Beeinträchtigungen
in der ToM-Fähigkeit ist deshalb bei mTLE nahe
liegend. Eine mTLE geht üblicherweise nicht mit
schwerwiegenden sozialen Auffälligkeiten einher. Die
häufig auftretenden psychosozialen Schwierigkeiten
und komorbiden psychischen Störungen könnten jedoch
ein Hinweis für mögliche Defizite in der sozialen
Kognition sein.
Zitat:
Weiterhin ist in der vorliegenden Studie gezeigt worden, dass die Basalganglien in die Prozessierung affektiver ToM involviert sind. In der Literatur wurden ToM-Defizite bei unterschiedlichen Basalganglienerkrankungen beschrieben. Es ist wahrscheinlich, dass die Basalganglien bei der affektiven ToM eine Rolle spielen, indem sie die für Simulationsprozesse notwendige motorische Komponente beisteuern. Die wenigen gefundenen Korrelationen zwischen der ToM-Fähigkeit und den erhobenen Verhaltensmaßen weisen darauf hin, dass ToM bei gesunden Personen eine von anderen kognitiven Fähigkeiten und Persönlichkeitsmaßen weitgehend unabhängige Domäne darstellt.
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Soziale Beziehungen formen unseren Alltag und sind entscheidende Determinanten der Lebensqualität.
Kognitive und affektive Prozesse, welche für den reibungslosen Verlauf sozialer Interaktionen erforderlich
sind, können bei Personen mit Epilepsie durch zahlreiche Faktoren beeinträchtigt werden.
So sind komorbide psychologische und psychiatrische Komplikationen häufig bei Epilepsien und
können die Bewertung sozial relevanter Informationen dysfunktional beeinflussen. Darüber hinaus
können neuropsychologische Defizite wie eine verminderte Verarbeitungsgeschwindigkeit sowie
Gedächtnis- oder Aufmerksamkeitseinbussen mit der Reziprozität sozialer Interaktionen interferieren.
Diese Übersichtsarbeit stellt neuropsychologische Aspekte sozialer Interaktionen am Beispiel
soziokognitiver Funktionen bei Temporallappenepilepsien in den Mittelpunkt.