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Autor Nachricht
drvaust
(stillgelegt)

geändert von: drvaust - 19.11.08, 04:19:41

Mein Problem mit Bezugspersonen ist, daß ich teilweise auf diese Bezugspersonen angewiesen bin, ohne diese manchmal hilflos bin.
Ich lebe in einer Welt, die ich nicht richtig verstehe. Da kann ich lernen so viel ich kann, ich kann nicht alles verstehen und nachempfinden. Deshalb habe ich Angst, meine Bezugspersonen, oder zumindest vertrauten Personen, zu verlieren.
Das ist, als würde ich in einer fremden Welt, mit fremder Sprache, meinen Dolmetscher verlieren. Ich kann mich dann zwar noch notdürftig verständigen, aber es reicht kaum für eine richtige Verständigung.

Ich kenne daneben auch noch richtige Eifersucht, vor allem wenn Andere mit Leichtigkeit etwas erreichen, was ich kaum verstehe. Z.B. war ich als Jugendlicher auf Andere eifersüchtig, weil die reizende Freundinnen hatten und ich konnte die nichteinmal ansprechen. (Was hätte ich mit einer Freundin gemacht, wenn ich eine gehabt hätte? Wäre auch blöd gewesen.)
19.11.08, 04:17:48
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stringbound
(Autistenbereich)

geändert von: stringbound - 19.11.08, 17:45:48

Hi drvaust, nicht die Männer, sondern die Frauen wählen den Partner. Wenn sich eine Frau für dich interessiert kommt sie auf dich zu. Was du mit ihr anfangen sollst teilt sie dir mit, wenn es soweit ist. Im Notfall reicht es "Ja" zu sagen und der Dinge zu harren die da kommen.

Die Frauen mit denen ich zusammen war haben immer die Initiative ergriffen. Alles was ich tun musste war ihr Angebot anzunehmen oder abzulehnen. Alle Frauen deren Angebot ich angenommen habe waren "reizend" (bei mir geht so ziemlich alles über die Augen).

Zu deiner Hilflosigkeit kann ich wenig sagen. Ich habe gelernt mich in die Gesellschaft zu integrieren und mich in ihr (fast) unauffällig zu bewegen. Meine Erfahrung ist, dass ich nicht alles verstehen oder nachempfinden muss. Es reicht, Dinge die ich nicht verstehe als notwendig zu akzeptieren. Das Verständnis kommt, wenn ich versuche diese Dinge anzuwenden und das Ergebnis sehe.

Dazu teile ich Menschen in zwei Kategorien ein. An den "Fremden" probiere ich von mir Beobachtetes aus. Da sie mich nicht kennen, zeigen sie mir sehr deutlich, ob ich mich "richtig" oder "falsch" verhalte. Wenn ich da Fehler mache, hat das keine Auswirkungen auf mein Leben, daher habe ich keine Angst davor anzuecken.

Bei "Freunden" wende ich das, was ich durch die Experimente mit den "Fremden" gelernt habe, an. Hier bin ich vorsichtiger, da Fehler Konsequenzen für meine Beziehung zu diesen Menscghen haben können. Es gibt aber Menschen denen ich vertraue und mit denen ich diese Dinge durchgehen kann.

Als Autist hast du mit Sicherheit ein paar Rituale, die Andere nicht verstehen können. Diese Rituale machen dir das Leben erträglich, auch wenn sie für dich keinen Sinn ergeben. Du hältst an diesen Rtualen fest, weil du sie schon immer hattest.

Die Rituale zwischen anderen Menschen sind ähnlich. Kaum einer weiss noch, warum man bestimmte, ritualisierte und scheinbar sinnlose Handlungen ausführt, aber diese Handlungen machen es den Menschen leichter mit- und nebeneinander zu leben. Das ist der Sinn und Zweck zwischenmenschlicher Rituale.

Ist wie bei einer Tierherde am Wasserloch. Ein Tier schnüffeln am Hintern des Anderen um festzustellen, ob es zur gleichen Herde gehört. Riecht es richtig und verhält sich richtig (kennt den Rang des Schnüffelden) ist alles in Ordnung. Wenn es falsch riecht oder falsch reagiert wird es vertrieben.

Menschen geben sich (meist) die Hand und führen ein kurzes Gespräch. Der Inhalt des Gesprächs klärt die Gruppenzugehörigkeit, den Rang und ob der andere es "Wert" ist, ihn zu kennen. Der Händedruck verrät auch etwas über den Anderen.

Das Ergebnis dieses komplexen und komplizirten Rituals entspricht dem am Hintern schnüffeln bei Tieren. Der Informationsgehalt ist in etwa gleich.
19.11.08, 14:30:45
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Hans
(Autistenbereich)

Schön erklärt.
Das kann ich so bestätigen, besonders das mit den Frauen,
dazu passt ein Bayrisches Sprichwort:

Frühling ist dann, wenn die Burschen das einfällt,
woran die Mädchen schon den ganzen Winter denken.
19.11.08, 21:41:04
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von stringbound:
Hi drvaust, nicht die Männer, sondern die Frauen wählen den Partner. Wenn sich eine Frau für dich interessiert kommt sie auf dich zu. Was du mit ihr anfangen sollst teilt sie dir mit, wenn es soweit ist. Im Notfall reicht es "Ja" zu sagen und der Dinge zu harren die da kommen.
Ja, aber was macht man als 14-jähriger, wenn Keine mit dem Komischen (ich) gehen will? Eine Freundin war damals ein sehr wichtiges Statussymbol. Ohne Freundin war man in dem Alter kein richtiger Mann, sogar verdächtig. Aus heutiger Sicht lächerlich, aber damals eine lebenswichtige Sache.
Zum Glück hatte ich damals keine Freundin, denn mit der hätte ich nicht das gewollt, was sie wollte. Ich brauchte nur das Statussymbol, und hatte Angst, zu spät zu kommen.
tja Später haben mir Einige mitgeteilt, was ich mit ihnen anfangen soll, aber ich will/kann nicht mehr als Freundschaft.
Manchmal bin ich eben eifersüchtig, auf etwas, was ich nicht haben kann, und eigentlich auch nicht haben will. zwinkern Aber ich will es auch so gut können wie die Anderen.
20.11.08, 11:53:53
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stringbound
(Autistenbereich)

geändert von: stringbound - 20.11.08, 15:02:01

Hi drvaust, finde ich schade. Als 14-jähriger habe ich gelernt, dass "komisch", "exotisch" und "interessant" nah beieinander liegen... cool
20.11.08, 12:47:30
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