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Verhaltenstherapie

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22.01.13, 21:30:40

Hundertwasser

Hallo,

mein Sohn (2) erhält seit Oktober Frühförderung.
Diese war zunächst so gestaltet, dass er selbst entscheiden durfte, womit er spielt und wie lange.
Letztens meinte die Frau von der Frühförderung,
dass mein Sohn jetzt für den nächsten Schritt bereit
ist und zwar für die Verhaltenstherapie.
Heute teilte sie mir mit, dass sie im März zur
Autismusambulanz fährt und dort einen Lehrgang
für Verhaltenstherapie bei Autisten macht und dies
später bei meinem Sohn anwenden möchte.
Glaubt ihr, dass damit ABA gemeint ist?

Wenn ja, wie lehne ich das am besten ab?

Ich möchte euch noch mitteilen, dass ich es schön finde,
dass ihr euch in der Vergangenheit die Zeit genommen habt, meine Fragen zu beantworten.
Und dass, obwohl ihr selbst, wie wir alle, auch eigene Probleme habt.
Ich würde euch gern sinnbildlich etwas zurückgeben.
Weiß aber nicht konkret wie.
Wenn ihr dazu eine Idee habt, könnt ihr mir diese gern mitteilen.
22.01.13, 22:08:41

55555

Zitat von Hundertwasser:
mein Sohn (2) erhält seit Oktober Frühförderung.
Diese war zunächst so gestaltet, dass er selbst entscheiden durfte, womit er spielt und wie lange.
Letztens meinte die Frau von der Frühförderung,
dass mein Sohn jetzt für den nächsten Schritt bereit
ist und zwar für die Verhaltenstherapie.
Heute teilte sie mir mit, dass sie im März zur
Autismusambulanz fährt und dort einen Lehrgang
für Verhaltenstherapie bei Autisten macht und dies
später bei meinem Sohn anwenden möchte.
Glaubt ihr, dass damit ABA gemeint ist?

Wirkt auf mich ziemlich typisch, ja. Erstmal gewöhnen und dann anfangen zu dressieren.
Zitat:
Wenn ja, wie lehne ich das am besten ab?

Warum läßt du das denn machen?
22.01.13, 22:17:01

Hundertwasser

Ich wusste nicht, dass sich aus der Frühförderung plötzlich
eine Verhaltenstherapie entwickelt.
Von einer Verhaltenstherapie war anfangs nie die
Rede.
Aber jetzt soll sie wohl schleichend eingeführt werden.
22.01.13, 22:20:41

feder

Dann würde im empfehlen die Verhaltenstherapie abzulehnen (und dann auch darauf achten, dass da nichts eigenmächtig gemacht wird ohne dein Wissen).
22.01.13, 22:23:11

55555

Ist oft so und die Risiken werden fast nie erklärt. Oft wissen die Ausführenden auch nicht um diese, denn für soetwas gibt es noch keine Packungsbeilagen, in denen wenigstens ein Minimum an Risiken aufgelistet wird.
22.01.13, 22:32:35

Hundertwasser

Ich werde es dann umgehend ablehnen.

Ich bin selbst erstaunt, wie diese Therapien gehandhabt
werden.

Ich finde auch erstaunlich, dass mein Sohn eine Autismus-Verhaltenstherapie erhalten soll, ohne offizielle
Diagnose.
23.01.13, 01:30:32

drvaust

Was ist das denn für eine Frühförderung, mit 2 Jahren, wozu?
Meiner Meinung nach sollten sich Kinder bis zur Vollendung des 3. Lebensjahres natürlich (nach ihrer Natur) entwickeln können.
Bis dahin gehören sie in das familiäre 'Nest', notfalls eine familienähnliche Betreuung, aber keine Schulung, Training usw..
Meines Wissens sind Kinder bis dahin kaum in der Lage, sozial zu interagieren, sie brauchen ihre Familie, Versorgung und Geborgenheit.
Evtl. eine Behandlung bei Körperdefekten o.ä., damit sich das richtig entwickeln kann, aber keine Verformung.
Wirst Du von der Frühförderung moralisch, finanziell, juristisch o.ä. unter Druck gesetzt? Z.B. in der Art 'Sie müssen das machen, sonst gibt es Nichts'.
Ich würde das nicht mitmachen, wenn es nicht deutlich gut ist und dem Kind gefällt.

23.01.13, 01:40:39

Fundevogel

Nur mal als Beispiel das Fortbildungsangebot des ATZ Köln: http://www.autismus-koeln.de/fortbildung/autismus-fortbildung-koeln.php
Dort lassen sich Berufsgruppen und Eltern! ausbilden und wenden das Gelernte im Glauben an, es seien gute Methoden, Autisten gesellschaftlichen Normen anzupassen (selbst wenn sie erkennen, selbst so nicht behandelt werden zu wollen!).

Man muss von professionellen Anwendern verlangen dürfen, dass sie sich über die schwerwiegenden Folgen solcher Anwendungen bei Betreffenden informieren.
Entweder tun sie das nicht oder sie gehen über die Informationen hinweg. In beiden Fällen werden sie straffällig ganz davon abgesehen, dass es über Eltern und die beteiligten Berufsgruppen Schande häuft.
23.01.13, 14:31:35

55555

Möglichst früher Beginn der Therapie ist seit einigen Jahren Motto, wofür auch breit gegenüber der Politik lobbyiert wird, die das dann teils als eine Forderung nach einer Wohltat übernehmen.
24.01.13, 02:10:11

frontdoor

Am besten so früh daß so ein Kind nicht widersprechen kann oder gar auf die Idee kommt sein Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.
Da das Kind erst zwei Jahre alt ist kann es sich eigentlich nicht um eine "normale" Verhaltenstherapie handeln wie sie üblicherweise von "Psychotherapeuten" angeboten wird.
Ich vermute eher daß hier "unerwünschtes" Verhalten wegdressiert werden soll und "erwünschtes" andressiert.
Auf jeden Fall sollte man die Therapeutin auffordern genau und ausführlich zu beschreiben was da gemacht werden soll und mit welchem Ziel.
24.01.13, 12:10:20

Fundevogel

"Bei "Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten" kann die Grundausbildung auch in einem Studium der Pädagogik oder Sozialpädagogik bestehen."

"Wer sich über Spezialisierungen von Psychotherapeuten informieren will, bevor er einen Psychotherapeuten aufsucht, kann dies beim Psychotherapie-Informations-Dienst (PID) tun."

"Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für Psychotherapie ausschließlich bei einer psychischen Störung mit "Krankheitswert"."

http://www.bdp-verband.org/psychologie/psytherapie.shtml
29.01.13, 11:55:26

starke Dame

geändert von: starke Dame - 29.01.13, 11:58:20

Hallo,

Verhaltenstherapie finde ich persönlich auch sehr haarsträubend.

Was bei uns eine sehr gute Methode war, dass wir PECS eingeführt haben, wir sind jetzt in Schritt 5, mein Kind hat es positiv angenommen und will das auch, so wird er schneller verstanden und komischerweise funktioniert es auf einmal noch besser mit Sprache, bzw. dass wir ihn verstehen können, wenn er mit seinem Satzstreifen kommt und er nicht reden muss.

Das kritische bei den Therapeuten, sie unterschätzen Autisten sehr oft, sie merken oft garnicht, dass sie genau wissen was passiert, bzw. viel mehr verstehen als andere glauben und aus gutem Grund nicht einsehen, Männchen zu machen oder Bällchen zu fangen.

Nachdem ich die Entwicklung meiner Tochter miterlebt hatte, bin ich mir sicher das ein Autist in vielen Dingen nicht unbedingt weniger in diesem Alter versteht, sondern einfach eine Interessenverschiebung vorliegt.

Es wäre einfach schon schön, wenn Wünsche geäußert werden können, durch Spiel und Bewegung lernt man doch sehr viel.

Als mein Sohn damals die Frühförderung hatte, sah ich das als Entspannung an, ich hörte beide lachen und sie spielten und lasen etwas, manchmal musste er einsehen wenn ein Spiel beendet wurde, oder ein Spiel mal nicht gespielt wurde, doch es wurde ihm erklärt, es wurde langsam und deutlich gesprochen, es war für ihn verständlich und das könnte man eventuell etwas als Verhaltenstherapie ansehen, doch empfand es von uns keiner, er liebte diese Person und liebt sie noch heute und hat viele positive Erinnerungen an sie.

Doch können Eltern in Gesprächen klar formulieren, was sie nicht wollen.

Wenn Du nicht willst, dass man gewisse Dinge macht, sollte es doch möglich sein, das es nicht gemacht wird.

Bei uns wurde z.B. berücksichtig, dass wir Verstärker hassen, schon allein das Wort, blinkende gackernde oder was weiß ich für Dinge in erpresserischer Absicht einzusetzen, kam bei uns nie vor.

In der Frühförderung wurde berücksichtigt, dass wir gegen ABA und Konditionierungen sind. Die Therapeutin hat alle Wünsche berücksichtigt.
 
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