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Wenn Autisten keine Menschen sind, sind sie dann Tiere, Pflanzen oder etwas ganz anderes?

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14.05.12, 11:22:51

55555

Fakt ist: Einige Autisten sehen sich nicht als Menschen und empfinden es sogar als Beleidigung, wenn man sie als Mensch bezeichnet.

Bei diesen Überlegungen sollte man berücksichtigen, daß man in Deutschland bereits in einigen Feldern davon ausgeht, daß bestimmte Zuordnungen eher eine kulturelle Frage sind. So können z.B. biologische Frauen, die sich als Mann fühlen sich nach einem gewissen Prozedere offiziell zum Mann erklären lassen. Insofern ist die Frage durchaus berechtigt, inwieweit sich Autisten, obwohl biologisch menschlich, deswegen auch unbedingt asl Mensch betrachten müssen. Die Vergleichsfälle legen nahe, daß das nicht so sein muß. Transspeziesismus ist jedoch auch deswegen wohl noch weit vor der rechtlichen Umsetzung, da eben nichtmenschliche Lebewesen etliche Rechte formal gar nicht innehaben. Transgender beruht ja schon in gewisser Weise auf einer vorher zumindest in gewisser Weise vorhandenen Gleichberechtigung der Geschlechter.

Wenn man das alles hier mal etwas beiseiteläßt würde mich interessieren, als was sich die anwesenden Autisten sehen würden.
14.05.12, 13:22:26

PvdL

Man könnte ja an eine Unterklassifizierung denken, bspw. "Homo Autisticus Aspergiensis" für den Aspie -- im Gegensatz zu "Homo Sapiens Sapiens", der biologischen Einordnung des NTs in das Taxon aller Lebewesen.
15.05.12, 03:51:00

drvaust

Zitat von 55555:
Fakt ist: Einige Autisten sehen sich nicht als Menschen und empfinden es sogar als Beleidigung, wenn man sie als Mensch bezeichnet.
... würde mich interessieren, als was sich die anwesenden Autisten sehen würden.
Ich habe gelernt, daß ich ein Mensch bin. Ich weiß, daß ich menschenartig bin. Ich empfinde mich als 'Ich', nicht als Teil der Menschenmasse.
Bis zum Schulbeginn sah ich mich nicht als Mensch. Es gab verschiedene Tiere, primitive Tiere, wie z.B. Würmer und Fliegen, hochentwickelte Tiere, wie z.B. Hunde und Katzen, und sehr hochentwickelte Tiere, Menschen. Ich zählte mich nicht dazu, auch meine Familie nicht. Es war mir unangenehm, daß ich zu den Menschen gehören sollte. Aber das scheint tatsächlich so zu sein.
Ich bezeichne mich nicht gerne als Mensch. Irgendwie wiederstrebt es mir, ein Teil der Masse zu sein.
Auch ein Teil der Masse 'Autisten' will ich nicht sein. Ich bin ein Autist, ich bin ein Säugetier, ich bin rotblond usw.. Aber ich will irgendwie eigen sein, ich will mich nicht einfügen, zumindest nicht mehr als notwendig.
15.05.12, 20:16:48

Hans

Ich will auch kein Teil einer Masse sein.
Ich bin ein Individuum und will individuell betrachtet werden.

Wegen dem Lateinischen noch, sehe ich mich als Homo Elektro Adaptus,
dem Stromabnehmer-Mensch ( fast Maschine ) besser bezeichnet.

Da ich aber viel aus der Batterie meines Rollheimes lebe,
also nicht aus dem Netz direkt, sondern auch aus der Solarzelle,
sehe ich mich hier auch schon wieder als Ausnahme ...
16.05.12, 01:11:27

PvdL

Kann man sich nicht sowohl als Individuum, als auch als zugehörig zu einer Gruppe/Bande/Gemeinde/... verstehen?

Zumindest sind wir doch in diesem Forum hier alle weil wir etwas gemeinsam haben. So schlimm kann das demnach nicht sein.

Übrigens: Was ist ein 'Rollheim'?
16.05.12, 06:02:52

Hans

Ein deutsches Wort um das Lateinische "Wohnmobil" zu vermeiden.
16.05.12, 09:16:02

schuschu

Ich weiss nicht, ob ich Autistin bin und dieser Thread richtet sich mit der frage an sie. es war mir aber wichtig mitzuteilen, dass mir pvdls letzter beitrag sehr gefällt.
17.05.12, 01:31:02

drvaust

Zitat von PvdL:
Kann man sich nicht sowohl als Individuum, als auch als zugehörig zu einer Gruppe/Bande/Gemeinde/... verstehen?
Vielleicht ja. Die Grenze ist nicht eindeutig, wie definiert man die Begriffe.
Ich fühle mich nicht als Bestandteil der Gruppe, sondern als Individuum, daß sich an der Gruppe beteiligt.
Ich unterstütze die Gruppe, ich vertrete die Interessen der Gruppe, ich versuche die Gruppe in die richtige Richtung zu bringen usw..
Aber wenn die Gruppe andere Ziele verfolgt, in eine andere Richtung geht, als ich gut finde, halte ich mich erst heraus und verlasse dann die Gruppe.
Ich identifiziere mich nicht mit einer Gruppe, ich bleibe immer ich, mit einer eigenen Meinung, die auch gegen die Gruppe sein kann.
Ich ordne mich keiner Gruppe unter (ich ordne mich nie unter), ich ordne mich nur ein, bedingt.
Das ist schwer zu erklären.
17.05.12, 08:59:58

schuschu

geändert von: schuschu - 17.05.12, 10:44:49

Ich glaube, was pvudl meint, schliesst Deins nicht aus drvaust.

Ich mache das genauso wie Du drvaust. Dennoch weiss ich, wenn es dann nicht mehr "diese Gruppe" ist , in der ich mich zugehörig fühle, dann ist es, auch wenn noch nicht gefunden oder erkannt, eine andere gruppe, dies kann auch ein einzelner sein, zu dem man sich zugehörig fühlt.

...Da fällt mir die geschichte vom " "hässlichen" kleinen Entlein" ein.

übrigens finde ich, Du hast das sehr gut erklärt, also ich glaub es verstanden zu haben, was Du schreibst.
17.05.12, 15:45:52

PvdL

Zitat von drvaust:

Das ist schwer zu erklären.

Ich finde, Du hast es schon ganz gut erklärt. Aber ich will es nochmal so sagen: Die Schwierigkeit besteht genau darin, Teil einer Gruppe zu sein, ohne seine Individualität aufzugeben bzw. aufgeben zu müssen. Ein Ziegelstein ist zwar bspw. Teil einer Ziegelmauer, bleibt aber dennoch als Ziegelstein erkennbar. Würden alle Ziegelsteine aufhörten Ziegelsteine zu sein, wäre auch die Mauer keine Ziegelmauer mehr. Ich bin sogar davon überzeugt, daß die Gemeinschaft seine Individuen mehr braucht, als ein Individuum eine Gemeinschaft.
18.05.12, 00:08:25

drvaust

Mal ein extremes Beispiel:
Ich gehöre wohl zur Menschheit, bin wahrscheinlich ein Mensch. Ich kann schlecht ohne die Menschen leben.
Aber ich stelle die Menschen nicht über Alles. Die Vorstellung, daß die Menschheit (nach mir) ausstirbt, finde ich nicht so schrecklich.
Ich kann mir vorstellen, in einer extremen Situation, Menschen zu töten, um Tiere zu schützen.

18.05.12, 00:31:04

PvdL

geändert von: PvdL - 18.05.12, 00:32:16

Kleiner Hinweis: Man muß nicht alle Menschen in Europa lieb haben, um sich als Europäer identifizieren zu dürfen.
 
 
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