Freiheit verursacht Depressionen?
20.02.08, 19:45:20
55555
Zitat:
Der Soziologe Alain Ehrenberg schreibt, dass Freiheit Depressionen verursacht. Seit dem Zweiten Weltkrieg, deutlicher noch seit den 1960ern, sei die Depression geradezu ein Massenphänomen geworden. Der Stimmungsaufheller Prozac sei deshalb nicht nur einer der größten Hits in der Geschichte der Pharmaindustrie, sondern ein Sinnbild unserer Zeit. Was Aspirin für den Kopf ist, das ist Prozac für die schmerzende moderne Seele.
Aber wie kann denn etwas so Gutes und Richtiges wie die Freiheit unsere Seele traurig machen? Jede freie Entscheidung, erklärt mir Ehrenberg, bedeutet Verzicht. Noch vor wenigen Generationen war, durch unsere soziale Herkunft, durch Normen und Traditionen vieles geregelt. Der Lebenspartner wurde von der Familie zumindest mitbestimmt, der Berufsweg ebenfalls. Unsere Großeltern blieben meist dort wohnen, wo sie geboren waren. Ihren Tagesablauf schrieben die Verhältnisse vor. Die Menschen standen unter Zwängen. Aber sie waren nicht verantwortlich. Schuld am Glück oder Unglück ihres Lebens waren im Wesentlichen andere.
Quelle
Können NA nicht mit Freiheit umgehen oder liegt diese Unfähigkeit an geringer Bildung?
20.02.08, 20:15:40
L4A
Da war ein NA wohl mal in einer Situation die ungewohnt, neu und anders war. Da kann man schon mal ins grübeln kommen, es muss sehr verwirrend gewesen sein sich in einer Welt zurecht zu finden, die neu ist.
20.02.08, 23:13:05
green
Der traditionelle Mensch orientierte sich am Vorbild seiner Eltern, der moderne Mensch orientiert sich an jenen, denen alles gelingt. Das, so Ehrenberg, mache viele depressiv: "Depression ist die Krankheit einer Persönlichkeit, die versucht, nur sie selbst zu sein."
hier liegt für mich eine unlogik vergraben.
der mensch, der sich an jenen orientiert, denen alles gelingt, kann nicht gleichzeitig versuchen, nur "er selbst" zu sein.
ich versuche nur "ich selbst" zu sein, stoße jedoch durch gesellschaftliche vorgaben und regeln, gemacht von menschen, denen alles gelingt, weil sie perfekt ins sozialspiel integriert sind, an meine freiheitsgrenze.
hier muß man meines erachtens differenzieren zwischen NA-depressiven, die daran verzweifeln, dass sie nicht genauso hübsch, erfolgreich und reich sind, wie jene, denen alles gelingt - eine vergleichsdepression! - und "unsereins", der depressiv wird, weil man ihm seine "wahre einzelartigkeit " ;) versucht, durch unverständnis auszutreiben.
20.02.08, 23:18:25
eraser
"Freiheit bedeutet Einsamkeit" (Chavela Vargas)
(und Einsamkeit kann depressiv machen)
20.02.08, 23:24:39
55555
Philosophen äußern allgemein oft Unfug.
der mensch, der sich an jenen orientiert, denen alles gelingt, kann nicht gleichzeitig versuchen, nur "er selbst" zu sein.
Hier ist der Gedanke wohl der, daß "Gelingen" keine Tatsache ist, sondern eine subjektive Deutung. Um diese Deutung kann ein Mensch ringen. Das konnten Menschen allerdings auch früher, nur ermöglichte das Niveau der Bildung wohl oft nicht so viele verschiedene Perspektiven, wie in der heutigen Informationsgesellschaft in Rohform relativ einfach zugänglich sind.
21.02.08, 00:20:23
L4A
@green
Zitat
und "unsereins", der depressiv wird, weil man ihm seine "wahre einzelartigkeit " versucht, durch unverständnis auszutreiben.
Zitatende
Ich würde ein Wort austauschen unverständnis durch Ignoranz, ansonsten entspricht es meiner Lebenserfahrung. Und trotzdem muss man sich dem jeden Tag aufs neue stellen. Nicht zu verbittern ist gar nicht so einfach.
Lachen hilft!
@eraser
Ich sehe einen Unterschied zwischen alleine sein und einsam sein. Die Zeiten von einsam sein sind auch wichtig, wenn auch sehr schwer zu ertragen. Manchmal fehlt der Mut ...
@55555
Manchmal sind diese Perspektiven aber auch nur heiße Luft. Kann man wirklich objektiv sein?
21.02.08, 00:41:54
green
@L4A
ignorantia = Unwissenheit
wenn ich etwas nicht weiß kann ich es auch nicht verstehen.
durch unwissenheit austreiben...passt auch!
kann man wirklich objektiv sein?
ich denke, dass der begriff "subjektive deutung" bereits aussagt, dass es sich um eine deutung, im sinne von persönlicher wahrnehmung einer situation oder eines statusses(dieses wort sieht komisch aus)handelt.
eine tatsache wäre objektiv,ein mensch kann nicht WIRKLICH objektiv sein.
21.02.08, 01:09:11
L4A
Das Wort Ignoranz beeinhaltet für mich noch etwas und zwar unwissend bleiben zu wollen. Darauf bestehen bleiben zu wollen unwissent zu sein. Also impliziert sein Bild feststehend haben zu wollen, nichts dazu lernen, es nicht verändern wollen.
Viele Worte um ein Wort jetzt, denk dir einfach ich will nicht missverstanden werden.
21.02.08, 02:09:20
green
Also impliziert sein Bild feststehend haben zu wollen, nichts dazu lernen, es nicht verändern wollen.
ich mag keine veränderungen *lol*
im ernst: ich hab dich verstanden und wollte dich nicht widerlegen.
ob diese unwissenheit nun beabsichtigt ist, aufgrund fehlender empathie, aufgrund von bequemlichkeit oder aufgrund mangelnder intellektueller fähigkeiten ist dem "depressiven gesellschaftsopfer" indem moment egal.
als vergleich: es ist mir in erster linie egal, warum jemand autisten als krank bezeichnet - er hat kein recht dazu!
21.02.08, 14:18:03
L4A
geändert von: L4A - 21.02.08, 14:25:40
So langsam werden wir richtig OT ...
Es gibt einen Satz, weiß gar nicht mehr von wem: Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung. Der gibt mir immer schon hart zu knabbern, je weniger ich das akzeptieren will, desto mehr Veränderungen gibt es in meinem Leben. Als wäre man in einem Spannungsfeld zwischen den Polen eines Magneten, je mehr ich die eine Richtung will, desto mehr zieht es in die andere hin.
Postuliere ich: Autismus ist keine Krankheit, es ist ein Art zu sein und zu leben. Dann stehen Leute auf die mir klar machen wollen, dass ich völligen Unsinn denke.
Erklärt man einen Hund für abnormal wenn sein Fell eine andere Zeichnung trägt als für die Rasse "normal"?
In Züchtungen (und so kommen mir die meißten Menschen vor) gelten solche Tiere manchmal als Begründer einer neuen Rasse, weil besonders und wertvoll. Ottonormaldeprigesellschaftsopfer will aber nun mal das der Boxer bleibt wie er war.
Der Vergleich hinkt natürlich, Menschen sind keine Hunde.
Bringst du solche Menschen auf neue Gedanken, dann sind sie irritiert, das weckt Zorn. Es scheint, als wäre die Größte Angst die neu zu denken.
Könnte das der Grundlegende Unterschied von Autisten zu NichtAutisten sein? *mal drauf los spekuliert*
Edit: Ottonormaldeprigesellschaftsopfer sagt: "Das ist unmöglich!"
Ich sage: "Das es unmöglich ist, heißt nur dass es sehr unwahrscheinlich ist, aber nicht völlig unmöglich."
Alleine ein solcher Satz genügt, dass ich sehr merkwürdig behandelt werde, als hätte ich Ausatz.
21.02.08, 21:56:37
green
Bringst du solche Menschen auf neue Gedanken, dann sind sie irritiert, das weckt Zorn. Es scheint, als wäre die Größte Angst die neu zu denken.
das ist eine, auf den punkt gebrachte erklärung, für mein fehlendes hierarchieverständnis, das mir im berufsleben, oft attestiert wurde.
mein erklärungsversuch, dass es mir nicht darum geht, vorgesetzte generell nicht anzuerkennen, sondern darum, dass ich menschen, egal ob chef oder putzfrau an ihrer arbeitsqualität "messe", scheiterte oft.
„Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.“Kurt Tucholsky
meine letzte arbeitsstelle verließ ich durch gemobbtwerden.
und war danach sehr depressiv, aber frei
So langsam werden wir richtig OT ...
sind wir jetzt wieder "in topic"? :)
21.02.08, 22:19:28
L4A
Sag mal, stehst du manchmal neben mir? ;)
Dem Chef wird jeden Monat "bewiesen" das er mehr wert ist! Sein Konto sagt es ihm am Überweisungstag! Wie kannst du es wagen??? ;)
Du darfst sowas nur als Chef sagen.
Der wird seine Depression über seine Freiheit aber dir erzählen wann du das gar nicht hören willst.
Das ist es ja, die Arbeitskraft ist "eingekauft" die ist zu leisten, wenn du sie gut oder besser macht ... OK. Aber klar zu erkennende Wahrheiten dürfen nicht gesagt werden, sie bringen immer etwas durcheinander das man nicht durchschaut. Ich kann es jedenfalls nicht, und das obwohl ich Chef war.
Ob es nur um die Macht geht? Das derjenige Recht hat der in der Hirarchie "oben" ist, nur weils möglich und machbar ist?
So ein Verhalten würde einsam machen und das macht depressiv. Unmenschliches Verhalten macht depressiv? *mal so spekuliert*